Römisches Leben
Kastell Theilenhofen
Das Kastell Theilenhofen, dessen römischer Name „Iciniacum“ war, beherbergte 120 Reiter und 380 Fußsoldaten. Es hatte eine Länge von 196 m und eine Breite von 140 m und lag 2,2 km hinter dem Limes. Seine Besatzung bildete die 3. Bracaraugustanerkohorte, eine gemischte Truppe (cohors equitata) aus Fußsoldaten und Reitern. Sie stammte ursprünglich aus dem nördlichen Portugal. Ihren Namen hat sie abgekürzt als C(ohors) lll BR(acaraugustanorum) auf Ziegelstempeln hinterlassen. Das Kastell wurde zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und bestand bis zu den Alemannenstürmen um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Drei Linden und eine Steinsäule markieren die vier Ecken des Römerkastells, dessen Mauern im 17. Jahrhundert noch mehrere „Schuh“ hoch waren.
Vicus – eine Kleinstadt
Das angrenzende Lagerdorf (Vicus) bot ca. 2.000 Menschen Schutz. Ein solches Dorf wurde zu jedem römischen Kastell angelegt. Hier lebten die Familien der Soldaten, Händler und Handwerker. Eine bunte Schar von Leuten, die mit den Soldaten in Beziehung standen und Geschäfte machten. Sie wohnten in schmalen, langen Streifenhäusern, in denen zur Straße hin eine Werkstatt, ein kleiner Laden oder eine Gaststube untergebracht war. In den Siedlungen gab es Badegehäuse, Heiligtümer, Friedhöfe und weitere Gebäude. Die Lagerdörfer waren mit heutigen Kleinstädten vergleichbar. Sie hatten aber keine eigene Verwaltung, sondern waren rechtlich an das Kastell angeschlossen.
Fundstück Paradehelm
Der herausragendste Fund von Theilenhofen ist ein bronzener Paradehelm mit Weißmetallüberzug. Er wurde im Herbst 1974 nach einem Wettpflügen etwa 100 m südlich des Kastells zusammen mit einem einfachen Eisenhelm in vielen kleinen Teilen entdeckt. Etliche weitere Teile wurden bei einer Nachgrabung 1975 gefunden und anschließend aufwändig restauriert und zusammengesetzt. Er war innen mit Leder ausgekleidet und nicht für Kampfhandlungen geeignet. Der Helm trägt die Inschrift von drei Besitzern und ist mit verschiedenen Motiven, u. a. aus dem mythologischen Bereich verziert. Der Helm dürfte in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. entstanden sein und ist im Römermuseum Weißenburg zu besichtigen.
Amphitheater
Geophysikalische Untersuchungen haben im Jahr 2010 ergeben, dass östlich des Kastells ein halbrundes Amphitheater gestanden hat. Südlich daran gebaut eine Platzanlage, die als forum mit basilika oder als militärischer Übungsplatz gedeutet werden. Die Flurstücke gingen bei der letzten Flurbereinigung in Gemeindebesitz über und werden seither nur noch als Grünflächen bewirtschaftet.
Mithrasheiligtum
Die Kultstätte südöstlich von Wachstein blieb bis zum Jahr 1939 im Boden versteckt. Bei Drainagearbeiten entdeckte der Eigentümer die Steine und versuchte sie auszugraben. Dabei wurde einiges zerstört. Zwei gut erhaltene Altarsteine sind im Archäologischen Museum in Gunzenhausen ausgestellt. Die übrigen Teile wurden an Ort und Stelle mit Erde überdeckt.
Das Heiligtum war in den Hang eingegraben worden und mit einer einfachen Holz-Steinkonstruktion umgeben. Die Vorderseite des Weihealtars ist voll beschriftet. Teile des Textes konnten entziffert werden. „Dem unbesiegbaren Sonnengott haben eine Statue zusammen mit einem Heiligtum errichtet, die Brüder Julius Decoratus, oberster Zahlmeister, sowie Julius Vilianus, beide Rittmeister der Ala I Auriana. Sie haben ihr Gelübde eingelöst.“